Weinbewertung inkl. Verkostungsnotizen

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Lieber Weinfreund!
Nun kommen wir schon zum letzten und wichtigsten Teil der Weinverkostung. Und zwar die Weinbewertung, denn es ist der Moment, in dem man alle gesammelten Eindrücke gedanklich verbindet. Natürlich braucht es einiges an Erfahrung, um Weine nach verschiedenen Kriterien bewerten zu können, doch Übung macht bekanntlich den Meister. Daher ist es von Vorteil, wenn du ab jetzt alle Weine, die du verkostest, mit Hilfe unserer Verkostungsnotiz beurteilst. So kannst du dir eine Sammlung anlegen und immer wieder Vergleiche anstellen.

Hier findest du noch die anderen Themen unserer Weinschule:
1. „Sehen“
Welche Weinfarben gibt es beim Weisswein?
Weinfarben vom Rotwein und Roséwein!
2. „Riechen“
Weinaromen im Rot- und Weisswein
5 Weinfehler, die du kennen solltest!
3. „Schmecken“
5 Geschmacksrichtungen – Wie wir den Geschmack von Wein wahrnehmen
Der Geschmack von Weisswein – welche Aromen können wir schmecken?
Der Geschmack von Rotwein – welche Aromen können wir schmecken?


beeinflussende Faktoren bei der Weinbewertung

Natürlich werden wir beim Verkosten von vielen Faktoren beeinflusst. An einem schlechten Tag spüren wir Säure meist viel stärker als an einem guten, fröhlichen Tag. Auch die Luftfeuchtigkeit beeinflusst unseren Geschmack stark. Das mag auch der Grund sein, warum uns der Wein aus dem Urlaub zu Hause nicht mehr so gut schmeckt. Überhaupt ist der Speichelfluss ein großer Einfluss für unser Geschmacksempfinden. Je mehr Speichel, um so sanfter empfinden wir Säure und Tannin.

Weinbewertung zur selben Uhrzeit

Ich empfehle dir die konzentrierten Weinverkostungen inklusive Weinbewertung immer um dieselbe Uhrzeit zu ähnlichen Bedingungen stattfinden zu lassen. So bekommt jeder Wein annähernd dieselben Chancen. Vor allem, wenn du gestresst und schlecht drauf bist, solltest du auf eine Weinverkostung verzichten, da dir wahrscheinlich nichts schmecken wird.

Am Vormittag Wein verkosten?

Am Vormittag sind unsere Geschmacksnerven am empfindlichsten und am aufnahmefähigsten und somit ideal für eine professionelle Weinbewertung. Wenn du zu solch früher Stunde verkostest, solltest du den Wein jedoch lieber spucken 😉 Und achte auch auf die Reihenfolge, denn diese kann ausschlaggebend sein. Da nach einem besonders säurereichen Wein, ein Wein mit mittlerer Säure etwas lasch wirken kann, ohne es zu sein.

Ausgeglichenheit

Ein herausragendes Merkmal eines guten Weines ist es, möglichst ausgeglichen zu sein. Auf das solltest du bei der Weinbewertung am meisten achten. Auf unserer Verkostungsnotiz findest du den Punkt als „Harmonie“.


5 perfekte „Übungsweine“

Marius 2019

M. Chapoutier

Beginnen wir mit einer Besonderheit, einem französischem Vermentino. Diese bekannte italienische Rebsorte kennt man vor allem aus Sardinien oder der Toskana, dabei steht fast ein Drittel der Vermentino Reben auf Korsika und auf dem französischen Festland. Der Marius 2019 von Chapoutier hat seinen Ursprung in der berühmten Weinbauregion Languedoc-Roussillon. Er wird aus den Rebsorten Vermentino sowie Terret gekeltert. Erster verleiht dem Wein Lebendigkeit und Zweiter sowohl Geschmeidigkeit als auch elegante und blumige Aromen. Die Ernte der Trauben findet in der Nacht statt, denn dadurch erhält man reichere und frischere Weine. Nach Beendigung der alkoholischen Gärung folgt die Reifung ohne Schwefel auf der Feinhefe, denn das verstärkt die Mineralität. Das Geheimnis liegt im Verschnitt der Weine, weil der Ausbau beider getrennt stattfindet. Die Zugabe einer kleinen Menge Traubensaft optimiert das Gleichgewicht der verschiedenen Säuren.

Im Glas sehen wir ein helles Strohgelb mit goldenen sowie grünen Reflexen. In der Nase nehmen wir Aromen von weißen Früchten und Pfirsich einerseits und von reifem Obst andererseits wahr. Am Gaumen ist er zuerst voll und fruchtig im Auftakt, gefolgt von Fruchtaromen und einer sehr schönen Säure.

Marius 2019 Chapoutier Weinbewertung

Grüne Veltliner Ried Steinmassl 2019

Weingut Nastl

Als nächstes darf natürlich ein Grüner Veltliner nicht fehlen.
Der Grüne Veltliner Ried Steinmassl 2019 vom Weingut Nastl hat seinen Ursprung in Langenlois im schönen Kamptal. Die Trauben wachsen auf Böden aus sowohl Urgesteinsboden und Granit als auch Gneiss und Glimmerschiefer. Die Ernte findet Ende Oktober statt, worauf sofort die Pressung folgt. Diese wird mithilfe der Schwerkraft über 3 Ebenen durchgeführt, weil diese Methode sehr aromaschonend ist. Weiter geht es mit der Gärung und anschließender Reifung auf der Hefe. Besonders an diesem Wein ist auch, dass er von Falstaff 91 Punkte erhalten hat. Diesen Wein empfehlen wir bei circa 8 – 10 °C zu servieren, damit die Aromen perfekt zur Geltung kommen.

Im Glas sehen wir eine strahlend helle Farbe. In der Nase schöne Aromen von Gewürzen sowie Zitrusfrüchte, Quitte und Birne. Am Gaumen ist er sowohl kraftvoll als auch komplex und tiefgründig mineralisch.

Ried Steinmassl Nastl Grüner Veltliner

Cuvée Marie Christine Rosé

Côtes de Provence
Château de l’Aumérade

Der Côtes de Provence Marie Christine Rosé vom Château de l’Aumérade hat seinen Ursprung im Süden Frankreichs. Er wird aus den Rebsorten Grenache, Cinsault sowie Syrah gekeltert. Das Château greift auf eine sehr lange Weinbaugeschichte zurück, denn es gehört zu den ersten Abfüllern des berühmten Rosé. Mittlerweile wird das Gut in 4. Generation von Caroline, Clément sowie Delphine geführt. Auch besonders an diesem Rosé ist, dass die Flasche eine sehr schöne Form hat. Kreiert im Jahre 1956 von Charlotte Fabre in Anlehnung an eine Pâtes de Verre-Vase von Emile Gallé. Somit gilt die Cuvée Marie-Christine bereits seit über 65 Jahren als eine Ikone des Château l’Aumérade. Seit 2019 ist sie als eine Reihe von Kollektionen limitierter Auflagen in sowohl Couture- als auch Lifestyle-Linien erhältlich.

Im Glas zeigt dieser Rosé ein zartes Blassrosa. In der Nase nehmen wir ganz klar Noten von Johannisbeeren sowie Pflaumen wahr, intensiv und sehr elegant. Am Gaumen haben wir die Früchte der Nase in sowohl komplexer als auch harmonischer Form. Ein Rosé voller Frische und Finesse.

Marie Christine Rosé Chateau de l'Aumerade

Teroldego Rotaliano 2016

Stiftung Edmund Mach

Als nächstes präsentieren wir euch eine autochthone Rebsorte aus dem Trentino. Der Teroldego Rotaliano 2016 von der Stiftung Edmund Mach hat seinen Ursprung in der Rotaliana-Ebene. Dort wachsen die Trauben auf den breiten Schwemmfächern des Flusses Noce, weil dort ideale Bedingungen vorherrschen. Die Böden aus Schwemmland mit Kalk-, Schiefer- sowie Tonalitmatrix sind die Grundlage des Weins. Die Struktur ist tiefgründig, gut durchlässig und mit einem hohen Gehalt an organischen Stoffen. Die Ernte erfolgt per Hand gegen Ende September, danach folgt die Mazeration bei 25 °C für 10 Tage. Anschließend reift der Wein für 6 Monate im Eichenfass. Dieser hervorragende Teroldego sollte eine Trinktemperatur von 18 °C haben, damit alle Aromen ideal zur Geltung kommen.

Im Glas zeigt er sich in einem schönen Rubinrot mit violetten Reflexen. In der Nase entfaltet er ein sehr fruchtiges sowie weiches Aroma. Am Gaumen ist er elegant mit sehr angenehmen tanninreichem Geschmack.

Teroldego Rotaliano Mach

Propiedad 2015

Und zum Abschluss noch ein richtig schwerer Spanier. Er hat Kraft und Feuer. Ihr müsst ihn unbedingt probieren.
Der Rioja Propiedad 2015 ist unglaublich gut gelungen, denn Alvaro Palacio hat seine gesamte Leidenschaft in den Wein fließen lassen. Behauptungen sagen, dass er wohl einer der talentiertesten Önologen Spaniens ist. Die Rebstöcke, von denen die Trauben stammen, sind zwischen 30 und 90 Jahre alt sowie biologisch angebaut. Nachdem die Trauben – zu 100 % Garnacha – geerntet sind, erfolgt die Gärung auf Hefe und Pigéage in Eichenfässern. Darauf durchläuft er eine molalaktische Gärung im Barrique und anschließend reift er für 18 Monate in großen Eichenfässern. Bemerkenswert sind auch die 94 Punkte, die dieser Wein von Robert Parker erhalten hat.

Im Glas sehen wir ein sehr dunkles Rot mit violetten Reflexen. In der Nase haben wir Noten nach würziger Cassis sowie feine Nelkenaromen. Am Gaumen nehmen wir deutlich Zimt und Vanille und einen Hauch Schokolade wahr. Begleitet auch von eleganten Röstaromen und weichen Tanninen bietet dieser Wein einen hohen Genuss.

Rioja Propiedad 2015 Weinbewertung

Ich freue mich schon auf Euer Feedback zum Thema Weinbewertung und wünsche Euch nun viel Spaß beim Ausprobieren!

Prost! Deine Maria
Vinothek Nagele


Ps.: Unsere Blog-Artikel sind mit einem Augenzwinkern zu lesen, denn ein verantwortungsvoller Umgang mit Alkohol ist eine Grundvoraussetzung!

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