Lieber Weinfreund!
Wie du weißt, habe ich meinen Sinn und das Streben, immer das Beste trinken und essen zu wollen, von meiner Großmutter und meinem Vater geerbt. Als Teenager hat mich diese Eigenschaft meines Vaters oft sehr genervt. Und mir und meinem Bruder ist dabei ganz besonders ein Tag in Amalfi in Erinnerung geblieben, von dem wir immer wieder erzählen. Ich war ca. 18 Jahre alt und weniger an der wunderschönen Landschaft als an den attraktiven italienischen Männern interessiert. Und so hätte mir ein Café am Hafen mit entsprechender Aussicht vollkommen gereicht, um einen kleinen Snack oder einen wunderbaren Limoncello genießen.
Da es zu dieser Zeit noch keine Smartphones, Facebook oder Instagram gab, suchte man Lokale nach Reiseführern und den vor dem Lokal ausgehängten Speisekarten aus. Diese studierte unser Papa minutenlang. Er hat ein unglaubliches Gespür dafür, immer das beste Restaurant zu finden. Und mit weniger als dem Besten gab und gibt er sich nicht zufrieden. So mussten wir wohl oder übel auf „den Berg“ hinauf. Es war heiß und die Gassen eng. Klagend folgten wir unseren Eltern immer weiter hinauf. Eigentlich stellte ich mir unter Urlaub am Meer etwas ganz anderes vor als wie in der Tiroler Heimat einen Berg zu erklimmen. Aber auf einmal waren wir da und schon saßen wir auf der wunderschönen Terrasse eines Restaurants hoch über Amalfi.
Der Blick auf das tiefblaue Meer gerichtet und in der Nase ein so intensiver, unbekannter und betörender Duft, dass es einem die Sinne raubte. Es waren die Zitronen, die blühten und ich war verliebt auf den ersten „Riecher“. Nach dem Essen spazierte ich noch durch den an das Restaurant grenzende Zitronenhain und war absolut begeistert von diesem Anblick. Die reifen Zitronen, dazwischen die wohlduftenden Blüten und das satte Grün der saftigen Blätter. Dabei genoss ich einen hausgemachten Limoncello, der all diese Geschmäcker in sich vereinte. Er roch nach diesen wunderbaren frisch geernteten Zitronen und auch ein Anklang der Zitronenblüten war dabei. Am Gaumen war er angenehm süß, frisch und hatte im Abgang diese leicht salzige Note des Mittelmeeres. Diesen Geschmack und diese Wahnsinns Kulisse werde ich nie vergessen.
Meine Entdeckung des Limoncello auf der „Taste“
Vor ein paar Wochen, bei uns lag noch tief Schnee, stolperte ich über eine wunderschöne Liebesgeschichte, die in der Gegend rund um Sorrent spielte. Das Paar traf sich heimlich im Zitronenhain unter dem schützenden Blätterdach und gestand sich seine Liebe. Der Autor beschrieb in ausschweifenden Worten den betörenden Duft der Zitronenblüten und der frisch geernteten Zitronen. Augenblicklich fühlte ich mich an jenen wunderschönen Ort zurückversetzt und wusste genau was er meint. All das ging mir nicht mehr aus dem Kopf, bis ich in Florenz auf der Delikatessenmesse „Taste“ vor einer riesigen Fotografie stand. Darauf zu sehen war der wohl fantastischste Zitronenhain, den man sich vorstellen kann. Genau wie er in meiner Erinnerung war und wie er vom Autor jener romantischen Geschichte beschrieben wurde.
Mein Blick war gefangen von diesem Bild, als mich ein junger Italiener ansprach, ob ich gerne einen Limoncello aus der Produktion seiner Familie probieren würde. Gerne nahm ich das Glas und kostete. Es war genau dieser perfekte Geschmack von damals. Zitronig, ohne bitter zu sein, eine angenehme Süße, eine unglaubliche Saftigkeit und Fruchtigkeit und im Abgang diese leicht salzige Note. Er erzählte mir, dass es sich bei diesem Bild um den familieneigenen Zitronenhain handelt und, dass dort Bio-Zitronen angebaut werden. Daraus fertigt die Familie Pollio verschiedenste Produkte. Ich wusste augenblicklich, dass ich diese Produkte zu uns in die Vinothek holen muss, damit auch meine lieben Kunden diesen phänomenalen Geschmack erleben können.
Il Convento und der Limoncello
Seit 1935 bewirtschaftet die Familie Pollio den von Mönchen aufgegebenen und von Antonino Pollio übernommenen Grund und Boden auf der Halbinsel von Sorrent. Doch erst seit 1995 produzieren sie Limoncello auch für kommerzielle Zwecke und sind damit höchst erfolgreich. Seit 2014 setzen sie sich durch die Gründung des Annunziata Fonds besonders für die ökologische Bewirtschaftung des Bodens ein. Dadurch wird die maximale Authentizität des Limoncellos gewährleistet. Denn nur auf einem gesunden Boden kann die Zitrone ihr volles Aroma entfalten.
Zwei Limoncelli und weitere Produkte
Limoncello – Il Convento
Nach der Ernte werden die Zitronen gereinigt und mit einer eigens dafür entwickelten Maschine geschält. Dabei ist es besonders wichtig, dass die Schale in einer hauchdünnen Schicht abgenommen wird, ohne die weiße Schicht darunter mitzunehmen. Anschließend werden die Zitronenschalen in einem Stahlkessel in reinem Alkohol für 8-10 Tage eingelegt. Nach dem Abseihen lässt man den Sud temperaturkontrolliert reifen, um ihn anschließend kalt mit Wasser und Rohrzucker zu versetzen. Nach dem Kontrollieren des Alkoholgehaltes kann der Limoncello in Flaschen abgefüllt werden. Der Ursprung des Limoncello liegt in Sorrent nicht weit von der Azienda der Familie Pollio. Sie verwenden für Ihren Limoncello die Zitronensorte „Ovale di Sorrento“.
Bio-Limoncello – Il Convento
Für dieses Produkt werden dieselben Zitronen verwendet und mit Alkohol und Zucker in Bioqualität versetzt.
Limoncello Spritz – das Rezept
Im Sommer kann ich euch empfehlen, den Limoncello für einen Limoncello Spritz zu verwenden. Dafür gibt man
4 cl Limoncello zusammen mit Eiswürfeln in ein Weinglas und spritzt ihn mit Prosecco und Soda auf. Ein herrlich erfrischendes Getränk.
Arancello – Il Convento
Bereits seit dem 13. Jahrhundert wird in diesem Gebiet auch die Orange kultiviert. Lange war sie als Exportgut eine wichtige Einkommensquelle dieser Region um Sorrent. Die Sorrenter Orange zeichnet sich durch eine dicke aromatische Schale aus, die eine etwas bittere Frucht umschließt. Die Zesten dieser Orange ermöglichen einen einzigartig aromatischen Arancello, der dem Limoncello um nichts nachsteht.
Mandarinetto – Il Convento
Auch für diesen Likör werden die Früchte biologisch auf der Halbinsel von Sorrent angebaut. Das Ergebnis ist besonders intensiv. Für jeden Mandarinen Liebhaber unbedingt ein Muss!
Babá al Limoncello – Il Convento
Zum Abschluss meiner Verkostung bei Il Conveto auf der „Taste“ ließ mich der Sohn des Besitzers Peppe noch die kleinen Babás verkosten. Babá entspringt einer alten neapolitanischen Tradition. Den Hefeteig lässt man in kleinen zylinderförmigen Formen gären und anschließend werden sie im sehr heißen Ofen gebacken. Der fertige Kuchen hat dann die typische Form eines Pilzes. So vereinen sich zwei für den Golf von Neapel typische Delikatessen zu einer Einheit – der Baba und der Limoncello. Heraus kommt eine Süße Verführung der Spitzenklasse, der man nicht widerstehen kann, und auch nicht muss. 😉 Mir haben sie ganz wunderbar geschmeckt und ich kann sie dir sehr als kleines Dessert empfehlen.
Nun wünsche ich euch ganz viel Freude beim Verkosten des Limoncellos und der anderen Produkte. Ich konnte wieder nicht warten und habe bereits mit einigen Kunden verkostet und durch die Bank waren alle vom Geschmack sowie der Qualität begeistert.
Prost! Eure Maria
Vinothek Nagele
Ps.: Unsere Blog-Artikel sind mit einem Augenzwinkern zu lesen, denn ein verantwortungsvoller Umgang mit Alkohol ist eine Grundvoraussetzung!
