Lieber Weinfreund!
Wie du sicher mitbekommen hast, liegt mir nicht nur der Wein am Herzen, sondern auch Spirituosen von hoher Qualität. Und da hier ein guter Rum auf jeden Fall eine Rolle spielt, möchte ich dir einen kurzen Überblick geben. Auf die Frage in der Überschrift hat mich ein befreundeter Rumimporteur gebracht. Und das Thema ist größer als ich es vermutet hätte. Ich war schockiert als ich bei meiner Recherche erfahren habe, wie viel Zucker sich in den bekanntesten Rums versteckt. Anders als bei fast jedem anderen Lebensmittel, müssen bei Spirituosen die Zutaten nicht genau angeführt werden. Natürlich bezieht sich dieses Problem nur auf Importware, denn für in Österreich produzierte Destillate gelten unsere sehr strengen Bestimmungen.
Ein guter Rum darf nicht mehr als 20g/l enthalten
Die neuen Richtlinien der EU besagen, dass ein Rum, der in die EU eingeführt wird, nicht mehr als 20 g Zucker enthalten darf, um noch als Rum zu gelten. Da die meisten bekannten Marken aber mehr als 40 g Zucker pro Liter enthalten, wird sich entweder am Geschmack oder an der Kennzeichnung was ändern.
Warum wird Zucker dem Rum begegeben?
Menschen lieben alles, was süß ist. Es gibt im Mund ein volles Gefühl sowie auch das Gefühl, ein hochwertiges Produkt zu trinken, weil man durch das Hinzufügen von Karamell z.B. den Anschein von Reifung erzeugt. Da glaubt man dem Produkt dann, dass es schon 23 Jahre alt ist, obwohl die Farbe als auch der Geschmack vom Karamell herrühren. Ein kleiner Anteil von Karamell ist erlaubt, weil so immer dieselbe Farbe erzielt wird. Doch das spielt sich im 5 Gramm Bereich ab. Damit ist aber die Zugabe von Reissirup etwa auf keinen Fall gerechtfertigt.
Durch die Zugabe von Vanillin erreicht man zusätzlich den Anschein von Reifung im Barrique. Auch hierbei wird leider sehr oft nicht mit offenen Karten gespielt. Dadurch wird der Konsument getäuscht und erwirbt oftmals minderwertige Spirituosen mit viel Zucker und Glyzerin, was sich extrem wettbewerbsverzerrend auswirkt. Dem möchte die EU nun einen Riegel vorschieben.
Neue EU-Richtlinien beim Import von Rum
Über Zucker kann man streiten und jeder kann natürlich so viel Zucker konsumieren wie er will. Aber der Konsument sollte darüber Bescheid wissen, wie viel Zucker zugesetzt wurde. Denn für einen Diabetiker kann es schon ein Thema sein. Auch die Kopfschmerzen am nächsten Tag stehen meist damit in Zusammenhang. Bevor alle Flaschen lt. EU-Richtlinien gekennzeichnet sind, gibt es im Internet die Möglichkeit nachzusehen, welche Werte die Messung von Zucker ergeben hat.
Wie viel Zucker pro Liter darf ein Likör enthalten?
Interessant zu wissen ist auch, dass bei uns ein Likör bei 100 g Zucker pro Liter anfängt und bei manchen Rumsorten die Messungen sogar über 90 g pro Liter ergaben. Diese lassen sich natürlich leichter trinken als das realistische Original ohne Zuckerzugabe. Doch ist nicht der originale Rumgeschmack eines hochwertigen Produktes das wirklich Wahre?
Welche Konsequenzen bzw Maßnahmen es in naher Zukunft genau geben wird darüber halte ich euch auf dem Laufenden.
Im Folgenden habe ich für euch 5 Produkte herausgesucht, bei denen ihr den Unterschied schmecken könnt und wisst, was ihr bekommt.
Sao Can Riserva Rum 10 Jahre
Neu entdeckt und gleich verliebt. Diesem Rum wurde gar kein Zucker zugegeben. Er ist ein Blend aus verschiedenen Fässern und wurde in Amerikanischer Eiche gelagert. Ich finde ihn ehrlich, mit einer wunderschönen, für die amerikanische Eiche typischen Vanillenote. Er stammt aus Cuba und trägt das Gütesiegel Cuba DOP. Und die große Überraschung ist: Kuchen und guter Rum passen hervorragend zusammen. Und wenn dir der Rum zu wenig süß ist, dann gibt es dazu ein Gebäck, welches in einem Rumsirup aus Sao Can 10 Jahre eingelegt wurde. Dieser Baba wird in Italien produziert und dort mit dem Rum verfeinert. Ein traumhafter Genuss und ein perfektes Dessert, das du dir nicht entgehen lassen solltest!
Sao Can Elixir de Ron
Diesem Rum wird zwar kein Zucker zugegeben, aber er wird mit Früchten mazeriert. Dadurch hat er weniger Alkohol (nur 32% Vol. Alk.) und schmeckt süßer und fruchtiger. Und auch hier gibt es den passenden Baba au Rhum dazu. Dieser ist etwas süßer als der, der zum 10-jährigen Riserva gehört. Also etwas für die Naschkatzen unter den Rum Fans.
Remedy Spiced und Remedy Pineapple Rum
Die Tradition des Spiced Rum stammt aus den Zeiten der US amerikanischen Prohibition, die von 1922 bis 1933 andauerte. Der Verkauf, die Produktion und der Transport von Alkohol waren verboten und dieser Umstand ließ die Bevölkerung überaus ‚kreativ‘ werden. Um den Rum als Medizin verkaufen zu können, wurde er mit Gewürzen und Elixieren versetzt und in Apothekerflaschen abgefüllt. So schaut er heute noch aus und ist eine Besonderheit auf dem Rum Markt. Die Rum-Basis stammt aus Trinidad & Tobago, Barbados und der Dominikanischen Republik und ist von hochwertiger Qualität.
Der Spiced Rum wird mit Vanille, Orangenschalen, Zimt und Pfeffer kombiniert und kann alleine oder aufgespritzt mit Ingwerlimonade oder Zitronenlimonade genossen werden.
Der Remedy Pineapple schmeckt nach Ananas und schmeckt aufgespritzt mit Mangosaft, Limettensaft und Pfefferminzblättern besonders gut. Aber auch Solo genossen passt er super als Dessertersatz. Für Rumneulinge das perfekte Getränk.
Don Papa Rum
Don Papa ist der Andreas Hofer der Philippinen. Dank ihm konnten im 19. Jahrhundert die Spanier stückweise vertrieben werden. Don Papa war auch auf einer Zuckerrohrplantage beschäftigt und so verbindet man ihn noch heute mit dem beliebtesten Produkt aus Zuckerrohr, nämlich dem Rum. Der Don Papa Rum reift 7 Jahre und wird dann assembliert. Mit ca 19 g Zucker pro Liter ist er knapp unter der Grenze des Erlaubten und schon auf der etwas kitschigeren Seite. Sein Vanillearoma ist legendär. Und überhaupt ist er einer der beliebtesten unserer Kunden. Zur Zeit haben wir ihn in wunderschönen Dosen lagernd. Ein absolutes „Must have“ für Don Papa Fans.
Landscape
Flora und Fauna
A.H. Rise Non Plus Ultra Black Edition
Ein für mich sehr interessanter Rum, der aber bei den Zuckerwerten in der oberen Liga mitspielt. Der herkömmliche Non Plus Ultra Rum liegt bei 82 g Zucker pro Liter… deswegen kann ich mir vorstellen, dass auch die Black Edition auf diesem Level spielt. Sehr intereressant finde ich, dass die Fässer für diesen Rum fast zur Gänze ausgebrannt werden, um ihm einen besonders tiefen, fast rauchigen Geschmack zu geben.
Nun wünsche ich euch viel Spaß beim Verkosten der verschiedenen Süßungsgrade. Du wist überrascht sein, wie leicht wir uns da täuschen lassen.
Prost! Eure Maria
Vinothek Nagele
Ps.: Unsere Blog-Artikel sind mit einem Augenzwinkern zu lesen, denn ein verantwortungsvoller Umgang mit Alkohol ist eine Grundvoraussetzung!